Kritik am Angelsport

Immer wieder gibt es Kritik am Angelsport. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Aussagen alleine in der Wissenschaft widersprechen sich teilweise erheblich. Können Fische schmerz “empfinden” oder nicht? Mit diesem Thema haben sich bereits viele Wissenschaftler beschäftigt. Wir tragen Euch hier das Für und Wider in dieser Sache zusammen und beäugeln auch einige moralische Aspekte, die man in unseren Augen nicht vergessen sollte.

Kritiker des Angelsports argumentieren vor allem mit folgenden Punkten:

  • Fische verfügen über Schmerzrezeptoren, so genannten C-Nozizeptoren
  • Fische haben zwar keinen Neokortex, aber wie bei Vögeln können auch andere Hirnregionen funktionelle Aufgaben übernehmen
  • in Studien durchgeführte Reize auf die Schmerzrezeptoren haben Veränderungen im Hormonhaushalt und in der Hirnaktivität zur Folge gehabt
  • durch die Gabe von Schmerzmitteln, konnten diese Auswirkungen reduziert werden, was für eine kognitive Verarbeitung der Reize spricht

Wissenschaftler, die eine solches Schmerzempfinden bei Fischen nicht nachweisen konnten argumentieren vor allem mit folgenden Punkten:

  • alle Lebewesen, bei denen klar ist, dass sie Schmerz empfinden können, verfolgen immer eine Schmerzverhinderungsstrategie, soll heißen, dass sie alles unternehmen, was notwendig ist, um den Schmerz zu lindern. Das ist bei Fischen nicht erkennbar, ganz im Gegenteil.
  • Das Argument: “no brain, no pain”, also “kein Gehirn, kein Schmerz” spielt dabei die Hauptrolle, wobei auf den fehlenden Neocortex angespielt wird
  • Fische besitzen zwar Schmerzrezeptoren (C-Nozizeptoren), aber nur 8 pro Körperseite). Im Vergleich dazu besitzt der Mensch alleine auf der Fingerkuppe ca. 150 Stück pro Quadratzentimeter. A-Nozizeptoren die ausschließlich zur Erkennung von Gefahr (Hitze und mechanischen Druck) dienen sollen, hat er hingegen mehr.
  • Fische in Zuchtteichen haben immer wieder auf die gleichen Köder gebissen. Bei Tests bis zu 26 Mal auf einen Köder, was bei allen anderen Tierarten, bei denen bekannt ist, dass sie Schmerz auf die gleiche Weise wie andere Tiere empfinden, unmöglich erscheint. Der Ausspruch “Lernen durch Schmerzen” trifft es auf eine unschöne Art, aber sagt einfach nur aus, dass solche Köder von diesen Tieren normalerweise zukünftig gemieden werden. Nicht so von Fischen.
  • Die Natur ist sehr grausam zu Fischen, was evolutionsbedingt schon zu vermindertem Schmerzempfinden führen muss. Die A-Nozizeptoren melden blitzschnell eine Gefahr an das Gehirn und lösen den Fluchtreflex aus. Das ist lebensnotwendig, um gefräßigen Räubern zu entkommen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass das für uns normale und nachvollziehbare Verhalten, durch entsprechende Aktionen den evtl. erlittenen Schmerz zu vermindern, bei Fischen keine Anwendung findet. Ein Beispiel wäre z.B., dass der Fisch in Richtung des Anglers mit schwimmt, um den vermeintlichen Schmerz durch den Haken zu lindern. Wir Angler wissen, dass ein Fisch am Haken genau das Gegenteil macht. Er versucht mit aller Kraft den Haken loszuwerden und zieht daran, selbst massive Kopfschläge in alle Richtungen sind das normale Verhalten bei Fischen, was eher für einen reinen Fluchtreflex spricht. Stell Dir vor, Dir würde jemand am Ohrläppchen ziehen und du würdest genau in die entgegen gerichtete Richtung ziehen. Für uns nicht vorstellbar, beim Fisch aber die Regel. Auch beobachten wir immer wieder mal, dass Fische, die von einem Räuber attackiert wurden, teilweise mit starken Verletzungen normal weiter schwimmen, als wäre nichts passiert. Diese Fische verenden leider nicht selten an bakteriellen Infektionen in den zum Teil großen Wunden.

In Deutschland ist das “Catch and Release”, also das Fangen und Zurücksetzen der Fische nicht erlaubt, es sei denn sie haben nicht das Mindestmaß oder es gibt eine artenabhängige Schonzeit. Wenn der Fisch also das Mindestmaß hat und nicht auf sonstige Weise geschützt ist, muss er entnommen werden. Das wiederum macht für viele Angler keinen Sinn. Ist der geangelte Fisch nicht der gewünschte Zielfisch und wurde er nicht durch das Fangen nachhaltig geschädigt, dann sollte das schonende Zurücksetzen ins Gewässer erlaubt sein. Es gibt Fische, die für den Erhalt des Gleichgewichts im Gewässer eine wichtige Rolle spielen, aber nicht unbedingt als Speisefisch geeignet sind. Ebenso sind Fische ab einer bestimmten Größe sehr wichtig für den Fortbestand der Art, also für die natürliche Reproduktion. Somit machen Entnahmefenster, also Größen von – bis mehr Sinn. Damit würden große Fische ebenso geschont werden, wie recht kleine Fische. Andere Länder haben da weit sinnvollere Regeln als wir in Deutschland.