Manch einer hat es sicher schon gesehen: Angler, die mit langen Ruten am Forellenteich standen und mit zitternden Bewegungen die Spitze haben schwingen lassen. Diese Art des Angelns kommt aus Italien und hat auch in Deutschland schnell Anklang gefunden. Es sieht elegant aus und die Art der Köderpräsentation ist oft, aber nicht immer, dem normalen Schleppangeln mit der Bombarde überlegen. Versierte Angler wissen es längst, man muss beim Angeln immer flexibel bleiben. Das entscheidet oft, ob man am Forellenteich erfolgreich ist oder nicht.
Wie das ganze funktioniert und was ihr dafür benötigt, erklären wir Euch in diesem Beitrag.
Welche Rute benötige ich?
Da ihr die Spitze aus dem Handgelenk heraus in Schwingung versetzen müsst, benötigt ihr zum Tremarellaangeln eine spezielle Tremarellarute. Diese ist in der Regel eine dünne Teleskoprute mit 3,8m-4,3m, kann aber von einigen Herstellern auch als Steckrute angeboten werden. Von Universalruten (meist Matchruten) raten wir in diesem Zusammenhang ab, auch wenn sie gerne als geeignet angepriesen werden. Sicher funktionieren die auch, aber die Rutenspitze muss ständig schwingen und das geht irgendwann auch aufs Handgelenk, wenn die Rute dafür nicht speziell ausgelegt ist.
Unsere Erfahrung zeigt auch, dass die Teleskoprute von der Handhabung her am schnellsten und unkompliziertesten ist, da ihr diese komplett montiert und recht handlich verstauen könnt. Eine Empfehlung zur Marke geben wir an dieser Stelle wie gewohnt nicht, dennoch lohnt es sich zu vergleichen! Es gibt Hersteller mit einem sehr großen Angebot rund ums Thema Forellenangeln und die bieten auch Ruten um die 45-50 Euro, die sich sehr gut angeln lassen! Da die meisten Forellenteiche nicht sehr groß sind und man oft auch Mitangler hat, die ihren Platz benötigen, würden wir maximal 3-10g Wurfgewicht empfehlen. Natürlich könnt ihr diese auch zweckentfremden und leichte Bombarden damit fischen. Lasst Euch nicht ärgern, wenn ein Besserwisser daherkommt und Euch erklären möchte, dass diese Ruten dafür nicht gedacht sind. Oft gibt es jede Rute in unterschiedlichen Klassen. Meist ist eine 1 bis 4 aufgedruckt, was Auskunft über das Wurfgewicht gibt. Leider sind diese Klassen nicht genormt und unterscheiden sich auch innerhalb der Hersteller und unterschiedliche Modelle teilweise enorm.
Welche Rolle benötige ich?
Auch bei der Rolle solltet ihr nicht zu billig kaufen. Hier kann man bereits ab 40 Euro recht brauchbare Rollen kaufen. Geeignet sind dafür kleinere Stationärrollen in ca. 3000er Größe und mit feiner Bremse. Die Bremse sollte leicht anlaufen und nicht haken. Ideal ist es, wenn Rolle und Rute gut ausbalanciert sind.
Welche Schnur benötige ich?
Als Schnur verwenden wir meist eine hochwertige 0.18er (monofil) mit der man auch große „Lachsforellen“ sicher ausdrillen kann. Hier empfehlen wir auf Qualität zu achten. Billige Schnüre neigen eher dazu Perücken auf der Spule zu begünstigen als hochwertige Schnüre. Auch muss man sich auf die Haltbarkeit verlassen können. Macht die Spulen nicht zu voll. Durch das Schütteln der Rute und das ständige Einholen etc. können sonst u.U. auch mal ganze Wicklungen von der Spule rutschen und dann ist das Verknoten vorprogrammiert.
Was benötige ich noch?
Zum Tremarellaangeln gibt es spezielle Tremarellaposen, bei denen die Hauptschnur von oben durch die Pose gefädelt und unten mit einem Gummischlauch auf der Schnur fixiert wird. Diese Posen übertragen das Schwingen der Rutenspitze hervorragend bis hin zum Köder. Außerdem benötigt Ihr für die Montage ein Inlineblei oder ein passendes Glasröhrchen, eine Gummiperle, einen Dreifach-Wirbel und ein Flurocarbon-Vorfach mit ca. 50-70cm Länge mit dünndrahtigem Forellenhaken. Jetzt ist Eure komplette Angel samt Montage einsatzbereit! Übrigens, bei den Posen gibt es große Unterschiede! Wollt Ihr den Köder sehr langsam führen und sind die Fische sehr vorsichtig, eignen sich vorverbleite runde Tremarellaposen mit unterseitig schwarzer Lackierung sehr gut. Wollt ihr das Futtergeräusch nachahmen, weil die Forellen gerade sehr agil sind und sie das ja auch von der Aufzucht her kennen dürften, könnt Ihre Posen mit Rasselkörper verwenden. Da beißen die Fische meist in der Absinkphase des (Natur)köders. Die Größe des Schwimmkörpers entscheidet auch über die Druckwellen, die beim Tremarellafischen erzeugt werden. Sind die Fische also sehr agil, kann es helfen dicke Schwimmer zu verwenden, sind sie eher vorsichtig, dann lieber schmalere verwenden. Ob Du mit Blei oder Glas angeln möchtest, entscheidet sich, wenn Du die Wassertiefe festlegen möchtest, in der du fischen willst. Glas hat unter Wasser ein ca. 50% geringeres Gewicht. Es ist also mehr zum oberflächennahen Angeln geeignet. Auch ist der Köderkontakt direkter. Außerhalb des Wassers hat Glas aber das angegebene Gewicht, was sicherstellt, dass Du weit genug auswerfen kannst. Blei hingegen sorgt für schnelleres Absinken des Köders und hält diesen auch in der entsprechenden Tiefe. Beim Blei ist die Schnur nicht ganz so gradlinig, da sie hinter dem Schwimmer nach unten abknickt und somit ist auch die Bissübertragung nicht ganz so direkt zu spüren.
Welche Köder verwende ich beim Tremarellaangeln?
Ganz oben auf der Liste sind Mehlwürmer und Bienenmaden! Diese Naturköder entwickeln bei dieser Art des Angelns eine für die Fische unwiderstehliche Aktion. Richtig auf den Haken aufgezogen sind das definitiv die erfolgreichsten Köder, die dann am Haken rotieren. Hierfür müssen die Maden wie ein „L“ auf den Haken gezogen werden. Entsprechende Anleitungen dafür findet Ihr auf Youtube.
Auch der gute alte Wurm sollte aber nicht unterschätzt werden! Gerade in den kalten Wintermonaten, kann dieser Köder zur Geheimwaffe werden, wenn andere Köder keine Beachtung finden. Zieht dafür den kleineren Wurm mit der Ködernadel über den Haken und den Hakenschenkel und auch ein wenig über die Schnur. Das Ende des Wurms lasst ihr überstehen, so dass er sich frei bewegen kann. Natürlich muss der Wurm mit dem Widerhaken durchstochen sein, sonst windet er sich vom Haken.
Nun noch was zur Köderführung und weitere Tipps:
Beim Tremarellaangeln müsst Ihr mit lockeren Bewegungen aus dem Handgelenk dafür sorgen, dass die Rutenspitze mindestens 50cm nach oben und unten schwingt und dabei den Köder langsam einholen. Ihr seht, wie sich diese Bewegung auf die Pose überträgt und damit auch auf den Köder. Damit ihr die Bewegung gut spürt, liegt der Zeigefinger auf dem Rutenblank. Wichtig ist, dass die Rute nicht am Unterarm aufgelegt wird, dann gehen die Bewegungen nicht vom Handgelenk aus, sondern vom Arm und die Ermüdung ist schnell zu spüren.
Wie immer zählt besonders auch beim Forellenangeln die Tiefe, die ich befische! Wenn ihr nichts fangt, variiert dabei. Es kann passieren, dass die Fische in 1m Tiefe stehen und ihr bietet es in 1,3m an, dann werden die Fische diesen Köder höchstwahrscheinlich nicht nehmen! Bleibt also flexibel, überdenkt bei Erfolglosigkeit die Art der Köderführung, die Wassertiefe oder die Montage und haltet an erfolgreichen Strategien fest, auch wenn es zwischenzeitlich mal ein paar Minuten Bisspause gibt. Bleibt diese Bisspause über längere Zeit bestehen, dann kann es helfen die Strategie erneut zu überdenken.
Übrigens kann man Tremarelleangeln auch ohne Pose bewerkstelligen. Das bietet sich besonders dann an, wenn größere Tiefen erreicht werden müssen. Dafür zieht ihr einen Gummistopper auf die Hauptschnur, anschließend das Inlineblei oder Glas, dann eine Gummiperle und anschließend den Dreifach-Wirbel mit Vorfach und Haken. Manche verwenden statt dem Inlineblei auch ein Bodentasterblei und nutzen einen auftreibenden Köder. Es ist beinahe alles möglich! Also immer flexibel bleiben!
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Tremarellaangeln!